Eine Ausfahrt über Land mit Freunden auf dem Motorrad: Tolle Strecke, gutes Wetter, prima Stimmung – herrlich! Doch dann eine Panne: Reifenschaden, Elektrik defekt oder ein Unfall. Na toll. Und jetzt? Kein Problem, wozu hat man Freunde mit PKW? Die können einen doch schnell mal als Pannenhilfe in die nächste Werkstatt schleppen, oder? Von wegen! In Deutschland ist das laut StVO verboten. Nur Schieben geht immer.
Inhaltsverzeichnis
Paragraf 15a der StVO spricht eine klare Sprache: „Krafträder dürfen nicht abgeschleppt werden“. Also: Ein Motorrad darf nur verladen werden.
Die Möglichkeiten zum Abtransport bei einem Motorrad:
- Kleinlaster mit Pritsche
- Auto mit Anhänger
- Geschlossener Transporter
Ob Sie dafür einen Abschleppdienst, den Profi eines Automobilclubs oder Ihren Kumpel mit Auto und Hänger nutzen, ist Ihnen überlassen.
Sie haben eine Panne oder einen Unfall mit Ihrem Motorrad in der Region rund um Freiburg im Breisgau oder Titisee-Neustadt – und wollen abgeschleppt werden?
Ein paar Worte zur Physik
Jeder Motorradfahrer weiß, dass ein Motorrad erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit stabil fährt. Wer langsam rollt, muss stark auf seine Balance aufpassen. Genau das ist auch das Problem, wenn man ein Kraftrad abschleppen würde. Einerseits braucht man eine gewisse Geschwindigkeit, um stabil zu fahren. Andererseits ist der Abstand zwischen Zugfahrzeug und Pannenfahrzeug durch die Schlepphilfe (wie ein Seil oder eine Schleppstange) sehr begrenzt.
Benutzen Sie ein Abschleppseil als Schlepphilfe, hat der Fahrer nur wenige Meter Abstand zum Zugfahrzeug und damit viel zu wenig Reaktionszeit, wenn der Abschlepper bremst.
Benutzen Sie eine Abschleppstange, dürfte die starre Verbindung für den Fahrer beim Lenken und beim In-die-Kurve-Legen ziemlich hinderlich sein.
Zudem: Wo würden Sie die Schlepphilfe anbringen? PKW haben dafür entsprechende Abschleppösen. Würden Sie eine Schleppstange an der Gabel befestigen? Wenn ja, wo? Und wie wollen Sie dann lenken, wenn Sie Zug auf der Gabel von außen bekommen? Bringen Sie das Seil am Rahmen an? Dann bekommen Sie keinen mittigen Zug auf die Maschine, weil das Seil seitlich am Rahmen angebracht ist und an der Gabel vorbeiführt.
Fazit: Wir können uns – abgesehen von der zu erwartenden Strafe – nicht vorstellen, dass so ein Manöver im Straßenverkehr unfallfrei über eine Entfernung von mehreren Kilometern gelingt.
Ganz anders scheinen das unsere Nachbarn zu beurteilen: Sowohl in Österreich als auch in der Schweiz ist es erlaubt, Zweiräder nach einer Panne in die nächste Werkstatt zu ziehen. Sogar auf der Autobahn bis zur nächsten Abfahrt.
Die Situation in der Schweiz
Kaum zu glauben, aber die Schweizer – wir kennen sie als große Bewunderer von Sicherheit – erlauben das Abschleppen von Motorrädern im Straßenverkehr unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen:
- Das Schleppseil darf maximal acht Meter lang sein.
- Die Abschleppstange darf maximal fünf Meter lang sein.
- Metallische Abschleppseile dürfen nicht verwendet werden.
- Das Schleppseil muss in der Mitte auffällig gekennzeichnet sein.
- Der Motorradfahrer muss das Seil bei Gefahr sofort lösen können.
Die Situation in Österreich
Auch hier ist das Abschleppen von Zweirädern per Stange oder Seil erlaubt. Auf der offiziellen Seite oesterreich.gv.at finden wir mehr dazu. Nach Kraftfahrgesetz (KFG) § 105 und Kraftfahrgesetz-Durchführungsverordnung (KDV) § 58 sowie der Straßenverkehrsordnung (StVO) § 46 gilt:
- Die Lenkvorrichtung des abzuschleppenden Fahrzeuges muss ausreichend wirksam sein.
- Mindestens eine Bremsanlage des abzuschleppenden Fahrzeuges muss ausreichend wirksam sein.
- Das abzuschleppende Fahrzeug muss von einer Person gelenkt werden.
- Die Verbindung mit dem Zugfahrzeug darf nicht länger als acht Meter sein.
- Anderen Verkehrsteilnehmern muss die Verbindung durch einen (in der Regel roten) Lappen oder dergleichen gut erkennbar gemacht sein.
- Fahrzeuge, bei denen alle Bremsanlagen ausgefallen sind, dürfen mit einer Abschleppstange abgeschleppt werden, wenn das Gesamtgewicht des Zugfahrzeuges wesentlich höher ist als das des abzuschleppenden Fahrzeuges.
Übrigens ist in beiden Ländern wie auch bei uns das Abschleppen auf der Autobahn laut StVO nur bis zur nächsten Ausfahrt erlaubt. Außerdem wird in beiden Ländern von den Automobilclubs und einschlägigen Experten empfohlen, Motorräder nicht selbst abzuschleppen, sondern den Pannendienst eines Automobilclubs zum Abtransport zu rufen. Dieser Empfehlung möchten wir uns gerne anschließen.
Sie sind Motorradfahrer und haben eine Panne in der Region rund um Freiburg im Breisgau oder Titisee-Neustadt? Wir transportieren Sie zur nächsten Motorradwerkstatt.
Motorrad selbst nach einer Panne verladen
Wer seine Maschine durch Freunde oder auch selbst verladen möchte, der bekommt hier noch ein paar Tipps vom Mobilitäts-Experten:
1. Anhängelast und Stützlast beachten
Sie verwenden einen Anhänger? Bitte prüfen Sie vorher, ob er vom Gewicht her das Motorrad verkraftet. Bei einer Geländemaschine wird das selten zum Problem, bei einer Goldwing kann bei kleinen Anhängern schnell die Grenze erreicht sein.
2. Aufladen
Bitte immer eine geeignete Rampe benutzen. Das Internet ist voll mit Videos, die zeigen, was alles schiefgehen kann, wenn man sich die paar Euro spart und einfach die nächstbeste Bierbank nutzt. Abgesehen von den Schäden möchten Sie mit dieser Nummer sicher nicht der nächste Star auf YouTube werden.
3. Aufsteigen
Vorsicht beim Schieben oder beim Nebenherlaufen während des motorisierten Aufstiegs. Der Moment, bei dem Sie selbst – die Hände am Lenker – auf die Ladefläche steigen müssen, ist kritisch und Sie können schnell das Gleichgewicht verlieren oder über die Fußrasten stolpern.
4. Position
Rollen Sie die Maschine in der Mitte der Ladefläche bis ganz nach vorne. Hänger fahren stabiler, wenn sich der Schwerpunkt der Last zwischen Anhängerkupplung und Hängerachse befindet. Außerdem gibt die vordere Rückwand des Hängers noch ein Plus an Stabilität.
5. Verzurren
Hier werden die meisten Fehler gemacht. So verzurren Sie richtig und schützen Ihre Maschine vor Schäden:
- Verzurrösen nutzen.
- Motorrad senkrecht verzurren (nicht auf den Seitenständer stellen).
- Die besten Punkte am Motorrad vorne sind:
– Untere Gabelbrücke
– Lenkerkopf
– Nur im Notfall: den Lenker oder die Griffe nutzen - Die besten Punkte am Motorrad hinten sind:
– Heckrahmen
– Fußrasten (vor allem für den Sozius)
– Soziusgriffe - Gurte so weit spannen, dass die Federwege des Motorrads nur noch minimal Spiel haben.
- Vier Punkte mindestens am Motorrad abspannen: Dabei werden vier Spanngurte benutzt – nicht zwei.
- Die Punkte am Motorrad so wählen, dass die Gurte nicht verrutschen können.
- Winkel für die Spanngurte möglichst flach wählen. Die Verzurrösen sollten also möglichst weit vom Motorrad entfernt sein.
- Wo nötig, Berührungsstellen von Motorrad und Spanngurt durch Lappen oder Ähnliches vor Kratzern schützen
6. Verzurrung prüfen
Es gibt einen einfachen Weg, die Verzurrung zu prüfen: Stellen Sie sich neben das verzurrte Bike. Nun greifen Sie am Kopf des Lenkers und am Sitz oder an den Soziusgriffen fest zu und versuchen Sie mit Ihrem ganzen Körpergewicht, das Motorrad zu den Seiten zu schwingen. Setzen Sie dabei alle Kraft ein, die Ihnen zur Verfügung steht. Der Hänger oder der Kleinlaster sollte hin und her pendeln. Das Motorrad aber sollte in Bezug auf die Pritsche oder Ladefläche an Ort und Stelle bleiben. Noch ein Fahrtipp: Prüfen Sie nach ein paar Kilometern noch einmal die Verzurrung.
7. Peripherie sichern
Sofern Sie mit einem Anhänger abschleppen, rechnen Sie den Fahrtwind mit ein. Steht das Bike in Fahrtrichtung, kontrollieren Sie Anbauteile und Verkleidung, ob sie die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h bzw. 100 km/h aushalten. Wenn das Motorrad mit dem Heck in Fahrtrichtung steht, sichern Sie alles, was der Fahrtwind abreißen oder beschädigen könnte. Bedenken Sie: Abgerissene Teile Ihres Kraftrades könnten andere Verkehrsteilnehmer, besonders auf der Autobahn, gefährden.
Die sicherste Variante: Überlassen Sie den Job den Profis
Ihr Motorrad ist nach einer Panne nicht mehr fahrtüchtig und muss abgeschleppt werden? Sie hatten einen Unfall, und Ihr Zweirad benötigt eine Bergung?
Rufen Sie lieber einen professionellen Dienstleister über Ihren Automobilclub zu Hilfe. Diese haben nicht nur mehr Know-how, sondern meist auch die bessere Ausrüstung. So gibt es Abschleppwagen und Hänger, die eine Aufnahme für das Vorderrad haben und seitlich mit Stangen sichern. Das bietet ein entscheidendes Plus an Stabilität beim Transport.
Auch beim Verzurren Ihres Bikes haben die Profis deutlich mehr Erfahrung als Sie. Ein erfahrener Abschlepper macht das viele Stunden im Jahr. Und wenn doch mal was passiert? Kein Problem: Ein Abschleppdienst ist auch gegen solche Schäden versichert. Die eigene Haftpflicht dagegen kann bei solchen Transporten schon mal viele unangenehme Fragen stellen.
Fazit: Wer nicht regelmäßig sein Motorrad selbst verlädt und damit Erfahrung hat, sollte im seltenen Fall einer Panne den Abschlepp-Job besser einem Profi überlassen.
Der ADAC ist auch für Zweiräder da
Übrigens: Über den Abschluss einer guten Versicherung für das Motorrad hinaus, lohnt sich die Mitgliedschaft in einem Automobilclub, wie dem ADAC. Denn nicht nur die Pannenhilfe oder die Bergung, auch das Abschleppen eines Motorrads in die nächste Werkstatt ist in den Serviceleistungen des Schutzbriefes der meisten Automobilclubs enthalten.
So sparen Sie sich die Kosten des Motorrad-Transportes, die häufig höher sind als bei einem PKW. Solch ein Schutzbrief ist also gerade für ein Motorrad sinnvoll. Und übrigens: Sie können auch ohne Mitgliedschaft Hilfe anfordern und direkt vor Ort Mitglied werden.
Sie haben eine Panne mit dem Motorrad in der Region rund um Freiburg im Breisgau oder Titisee-Neustadt – und wollen abgeschleppt werden?